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Reisebericht

Das größte Schlesierfest des Jahres
Bericht über die Reise "Breslau intensiv" der Landesgruppe Baden-Württemberg der LM Schlesien (22. bis 27. September 2015)

Der Hauptanlass für die Breslau-Reise 2015 unserer Landesgruppe war natürlich das 5. Kulturfestival der deutschen Volksgruppe in der Breslauer Jahrhunderthalle. Aber auch die restlichen drei Tage waren mit einem reichhaltigen Programm geplant, sodass man mit Recht von einer Reise „Breslau intensiv“ sprechen kann. Für mich als Reisereferent der Landesgruppe war die Reisegruppe insofern außergewöhnlich, dass die meisten Teilnehmer bisher noch nicht mit der Landesgruppe auf Reisen waren und dass ich den größten Teil der Teilnehmer noch nicht kannte. Bis auf 3 baden-württembergische und einen bayerischen Ureinwohner und und drei Nachgeborene waren alle gebürtige Schlesier, alle zusammen eine freundliche, vielseitig interessierte und pflegeleichte Gruppe, eingeschlossen drei kleine Familienverbände. Zwei davon und ein Ehepaar unternahmen mit unseren Breslauer Taxi-Unternehmern in ihre Heimatorte private Ausflüge, die allesamt einwandfrei verliefen, aber unterschiedliche Emotionen auslösten.

22. September: Nachdem alle Teilnehmer mit akribischer Pünktlichkeit an den vereinbarten Einsteigepunkten in Stuttgart, an der Autobahn A81 und in Nürnberg bereit standen und eigentliche Staus nicht auftraten, erfolgte die Hinreise über eine Strecke von 850 km problemlos, sodass die Gruppe programmgerecht zum Abendbüffet im renovierten Hotel Campanile eintraf.

23. September: Das Programm begann mit einem Besuch im beeindruckenden Rundgemälde (15 m hoch, 114 m lang) der Schlacht von Raclawice von 1794 der Polen gegen Russland, gemalt 1894 in Lemberg und 1946 nach Breslau gebracht, aber erst in den 80er Jahren fertiggestellt. Danach folgte unter der Leitung unserer langjährigen Breslauer Stadtführerin Elzbieta Zietek, genannt „Elisabeth“, eine Führung auf der Dominsel und im Dom, anschließend noch ein kurzer Besuch im alten Rathaus mit Besichtigung der Statuen von zumeist deutschen und einigen polnischen Persönlichkeiten der Breslauer Stadtgeschichte, die der jetzige Breslauer Kulturbürgermeister Dr. Lagiewski aufstellen ließ. Auf dem Ring gab’s ein schnelles Mittagessen, bevor nachmittags eine gemütliche Dampferfahrt auf der Oder folgte. Auch eine sehr gemächliche und individuelle Besichtigung der alten Markthalle war noch möglich. Eine  sehr interessante Führung „Auf literarischen Pfaden durch Breslau“ durch Wolfgang Lorenz, der in Breslau das Licht der Welt erblickte und als einer der profiliertesten Breslauspezialisten gilt, umfasste Breslauer Lebens- und Erinnerungsstationen von Holtei, Goethe, Leibniz, Bonhoeffer, Eichendorff, Edith Stein, Angelus Silesius.

24. September: Der Tag begann mit der Fahrt nach Groß Nädlitz, 15 km von Breslau entfernt, wo dem 2002 eingeweihten deutschen Soldatenfriedhof ein Besuch abgestattet wurde, ein Friedenspark, auf dem bisher rund 12.500 Kriegstote aus dem Raum Niederschlesien bestattet wurden. Nach dem Mittagessen stand ein Gespräch im Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland an, bei dem uns mit einem Vortrag von Rainer Sachs, Mitarbeiter der Kulturabteilung im Generalkonsulat, und durch zahlreiche Fragen der Reiseteilnehmer die Aufgaben des Generalkonsulats insgesamt und vor allem in Beziehung zur deutschen Minderheit in Schlesien erläutert wurden. Obwohl uns vor Reisebeginn aus Breslau gemeldet wurde, dass eine Besichtigung des jüdischen Friedhofs wegen starker Verwüstungen durch einen Sturm nicht möglich sei, gab es doch eine Möglichkeit, weil ein großer Teil der umgestürzten Bäume bereits abgeräumt war, sodass die wichtigsten Prominentengräber kurz besichtigt werden konnten. 

25. September: Das Museum der Stadt Breslau im früheren Königsschloss mit seinen zahlreichen, die Geschichte der Stadt objektiv darstellenden Exponaten füllte den Vor-mittag fast vollständig aus. Zwischendurch gab es noch eine unverhoffte Gelegenheit, einen schnellen Blick in die kürzlich komplett restaurierte „Synagoge zum weißen Storch“ zu tun. Es folgte eine Auffahrt (erstmals für uns) im 210 m hohen Sky Tower, in dem es in der 60 m hoch gelegenen 49. Etage eine wunderbare Aussicht über die Stadt und ins Umland bis zum Zobten gibt. Danach wurde im früheren Stadtteil Gräbschen ein vor wenigen Jahren errichtetes Denkmal besichtigt, eine 100 m lange Mauer, mit der an die zahlreichen, in den Nachkriegsjahren von den Polen aufgelassenen, deutschen Friedhöfe in Breslau erinnert werden soll, und zwar durch  einzelne in diese Mauer eingefügte Grabsteine von ehemaligen Friedhöfen. Am Abend nahm etwa die Häfte der Reisegruppe an einer Aufführung der Oper „Nabucco“ im Opernhaus teil.

26. September: Das 5. Kulturfestival der so genannten Deutschen Minderheit begann wieder mit einen Gottesdienst, der als ökumenischer Gottesdienst angekündigt war, aber als katholischer Gottesdienst in der übervollen Kirche Sankt Maria auf dem Sande durchgeführt wurde. Alles, was Rang und Namen hatte, war anwesend. Die Predigten und Lesungen waren allerdings auf die Anliegen der am Treffen beteiligten Kreise der deutschen Volksgruppe kaum ausgerichtet, jedenfalls weniger als vor zwei Jahren im Dom, aber es war wieder eine großartige kirchliche Begegnung der Schlesierfamilie. Das Kulturfestival in der Jahrhunderthalle war wieder hervorragend besucht. Mindestens 7.000 Teilnehmer füllten die Halle, und auch die Prominenz (darunter der polnische Minister Stanislaw Huskowski, der deutsche Botschafter Rolf Nikel) war zahlreich vertreten. Über 300 Künstler wirkten mit, darunter als Star Andy Borg. Einleitend wurden die polnische, deutsche und Europa-Hymne gesungen. 25 Informations- und Verkaufsstände in den Wandelgängen, darunter auch solche für die Jugend, zeugten vom Engagement und den vielseitigen Leistungen der Deutschen Minderheit. Es war wieder ein hervorragendes und ergreifendes Erlebnis und ein Beweis, dass Schlesien lebt, und zwar hauptsächlich in Schlesien.

27. September: Die Heimreise verlief problemlos und wurde von Buspilot Siegfried Klitzke in neuer Rekordzeit bewältigt.

Ein herzliches Dankeschön der Landesgruppe an die Teilnehmer für die harmonischen gemeinsamen Tage im Schlesierlande und ein großer Dank auch an Siegfried Klitzke für seine zuverlässigen und freundlichen Leistungen und Dienste für die Reisegruppe.     
Günther Zimmermann

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